FIDE-Kandidatenmatch 2011

Vom 3. bis 27.5. wurde in Kasan, der Hauptstadt der Republik Tatarstan, der Herausforderer des Weltmeisters Anand ermittelt. Insgesamt ist ein Preisgeld von 500.000 US-Dollar ausgesetzt. Die Teilnehmer waren:
Topalov (BUL) – Kamsky (USA); Kramnik (RUS) – Radjabov (AZE); Aronian (ARM) – Grischuk (RUS); Gelfand (ISR) – Mamedyarov (AZE);
 
 Boris Gelfand ist der Herausforderer von Weltmeister Anand

Keiner hätte auch nur einen Cent zu Beginn des Kandidatenmatches auf Boris Gelfand gesetzt. Die klaren Favoriten waren Aronian, Topalov und Kramnik. Vier normale Partien im GM Boris Gelfand (Israel)Viertel- und Halbfinale sind einfach zu wenig, um den stärksten Herausforderer zu ermitteln. Das war auch der Grund, warum Magnus Carlsen auf die Teilnahme verzichtet hat. Es ist schwer, wenn man mit 0-1 in der 2. Runde beispielsweise hinten liegt, den Ausgleich noch in den verbleibenden 2 Runden zu schaffen. So war das Kandidatenmatch ein reines Glückspiel. Bevor man Boris Gelfand ernst genommen hatte, war es schon zu spät. Die größte Leistung von Gelfand war der Rausschmiss von Gata Kamsky, wobei Letzterer gerade in seiner Paradedisziplin, dem schnellen Spiel (Schnellschach und Blitzen), aus dem Rennen geworfen wurde. Vladimir Kramnik wurde gar in der letzten Blitzpartie von Alexander Grischuk verabschiedet.
Jetzt kommt es zu einem Weltmeisterschaftskampf Gelfand gegen Anand. Das Medieninteresse wird sich der Zahl Null nähern. So ein unattraktives WM-Match hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Jeder hätte sich ein WM-Kampf gewünscht, wo der wohl beste Schachspieler der Welt, nämlich Magnus Carlsen gegen Anand gespielt hätte. Aronian hätte es auf Grund seiner Leistungen in vergangenen Turnieren ebenfalls verdient gehabt, Anand herauszufordern.
Gelfand wird gegen Anand über 12 Partien keine Chance haben, selbst wenn er in Führung gehen würde. Wenn Anand zu seinem kreativen und attraktiven Spiel findet, wird er gegen Gelfand ein leichtes Spiel haben.
Doch unterschätzen darf man Gelfand auf keinen Fall. Das er Geduld und Zähigkeit besitzt, hat er im Kandidatenturnier bewiesen. Deshalb war sein Sieg auch letztlich nicht unverdient.
 
  
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Finale:

Name
Land
Elo
1
2
3
4
5
6
Punkte
Alexander Grischuk RUS 2728  ½ ½  ½  ½  ½  0 2,5
Boris Gelfand
ISR
2733
½ ½ ½ ½ ½  1 3,5

Halbfinale:

Name
Land
Elo
1
2
3
4
5R
6R
7R
8R
9B 10B
Punkte
Vladimir Kramnik RUS 2785 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 0 ½ 4,5
Alexander Grischuk
RUS
2747
½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½ 5,5

 

Name Land
Elo
1
2
3
4
5R
6R
7R
8R
9B 10B
Punkte
Gata Kamsky
USA
2732
½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 0 0 0 4
Boris Gelfand ISR 2733 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 0 1 1 1 6

  
  


Weiß schlug den Bauern auf f5. Eigentlich ein Riesenbock, doch Gelfand nahm ohne groß nachzudenken mit dem Läufer wieder. Dabei hätte er eine Figur gewinnen können. Es geschah in der 2. Schnellschachpartie. Die Partie endete Remis und Kamsky konnte zunächst tief durchatmen.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Juri Blaszikowski

    Verstehe einer das Gejammer!? Boris Gelfand hat sich qualifiziert. Punkt-Aus! Zu behaupten, er sei kein attraktiver Gegner von Anand, hat schon etwas Skurriles.
    Die aus der Schwäche seiner prominenten Gegner resultierende Finalteilnahme muss als verdient und evident bezeichnet werden. Ich finde es exorbitant, dass ein derart krasser Außenseiter auch im Schach bestehen kann. De facto gibt es zu ihm keine Alternative. Es ist blanke Blasphemie, ihn zu einem Nobody zu stempeln. Fürs Finale drücke ich ihm den Pollex. (Auch Schalke 04 hat keine besondere Visitenkarte – und ist doch deutscher Pokalsieger geworden)
    Für alle ängstlichen Gemüter sollte das Ansporn sein, sich zu stellen und zu positionieren. (Auch ein Wurm krümmt sich, wenn er getreten wird)

  2. Franz Jittenmeier

    Das Kandidatenturnier ist dem Schach sein Tod
     
     Das, was sich seit dem Beginn des Kandidatenturnier in Kazan (Russland) abspielt, dafür kann sich kein normaler Schachspieler begeistern. Da werden 4 Partien mit normaler Bedenkzeit gespielt (im Finale sind es 6 Partien), wer da in der ersten Runde eine Partie verliert, kann es nur sehr schwer in den nächsten 3 Runden wieder wettmachen. Wir haben es schon miterlebt, wo Magnus Carlsen einen schlechten Start erwischte und letztlich doch ein stark besetztes Turnier gewann. Hier ist es ähnlich wie im Fußballpokal. Der vermeintlich schwächere Spieler hält den Laden mit allen Mitteln dicht, um dann im Elfmeterschießen sein Glück zu versuchen. Was auch im Fußball sehr oft der einzige spannende Teil der gesamten Spielzeit ist.
     Heute ist im 14 Zug von Weiß remis vereinbart worden. Ein Affront gegen die gesamte Schachwelt. Viele Schachspieler, die im Internet die Partien verfolgen, gehen erst eine Stunde vor der Zeitkontrolle online und stellen verärgert fest, dass die Partie schon zu Ende ist. Dabei geben sich die Russen alle Mühe das Geschehen im Internet zu präsentieren. Neben der Übertragung der Züge läuft parallel ein Video, dass den Zuschauern in aller Welt ein Dabeisein vermittelt.
     Obwohl die beiden Kandidaten einen ernsthaften Eindruck machen, die ganze Partie mit höchster Konzentration zu Ende zu spielen, muss man ihnen leider unterstellen, dass sie auch gute Schauspieler sind. Heute ist auch in Russland Samstag und ein zusätzlicher Ruhetag ist ja auch mal ganz schön. Der erste Preis wird ohnehin geteilt. 90.000 Euro sind jedem Spieler sicher.
     Die Herren, die sich ein solches System ausdenken, haben vom Marketing keine Ahnung. Alle Fußballvereine der Bundesliga würden pleite gehen, wenn sich ein solches System durchsetzen würde. Es ist ohnehin schon eine Zumutung, dass sich die Schachinteressierten 5-6 Stunden vor den Bildschirm setzen, um ein armseliges Remis zu sehen. Auf dem Video ist es nur für einen Psychologen interessant, die Grimassen zu studieren und zu deuten.
     Ganz anders bei den Blitzpartien. Hier ist es auch für den Zuschauer interessant, weil in den Blitzpartien die Action und Mimik zu sehen ist. Nur die Kamera sollte aus einem etwas anderen Blickwinkel das Spielbrett aufnehmen, damit man auch die Züge verfolgen kann.

  3. Alexander Langers

    Das ist ja alles sehr interessant, viel lieber würden wir allerdings die hitzige Diskussion um den Schachbezirk Herne lesen. 😉
    Ich tippe mal darauf, dass sich Topalov, Aronian, Mamedyarov und Kramnik durchsetzen.

    1. admin

      Dann schau doch mal in den Artikel vom 12.04.2011. Er beschreibt nämlich das Ergebnis der Bezirksversammlung in dieser Angelegenheit und enthält einige Anmerkungen dazu, die natürlich mit einem Augenzwinkern verfasst worden sind. Mir ist übrigens nicht bekannt, dass es eine hitzige Diskussion gibt – oder da ist etwas an mir vorbeigegangen? Übrigens, nach vorne und zurück blättern kann man über "Newer Entries" und "Older Entries", nachdem man vorher auf der Hauptseite ganz nach unten gescrollt hat.
      LG Werner Fischer

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