Bekanntlich ist unser Schachfreund und Vereinsmitglied Franz Jittenmeier seit vielen Jahren in der Schachszene publizistisch unterwegs und als Gründer und Herausgeber des Schach-Ticker ein gefragter Mann. Jetzt wurde ihm aufgrund seiner Verdienste um den Schachsport der Deutsche Schachpreis verliehen (siehe auch Blogroll/Presse). Dazu veröffentlichte der DSB nachstehenden Artikel und ein Interview mit dem Preisträger:
Ein Beitrag von Frank Hoppe, Webmaster des DSB
Nachdem am 29. Juli in Dresden der erste Schachpreisträger von 2015 Raymund Stolze zu seinem Pokal kam, fand nun heute auch der zweite Teil des Preises sein Ziel. Franz Jittenmeier, der erst allein und ab 2012 mit tatkräftiger Zuarbeit durch Raymund Stolze die Website chess-international.de zu einer der erfolgreichsten Schachseiten Deutschland’s machte, bekam am Mittag im Evangelischen Kinderheim seiner Heimatstadt Herne Urkunde, Pokal und Geld überreicht. DSB-Präsident Herbert Bastian und sein Vizepräsident Ralf Chadt-Rausch waren eigens in die Stadt im Ruhrgebiet gefahren, um Franz Jittenmeier den Preis persönlich zu übergeben. Der Geehrte, der in dem Kinderheim ehrenamtlich tätig ist, wünschte sich die Übergabe in einem kleinen Rahmen und dazu war das Kinderheim ideal geeignet.
Interview mit Franz Jittenmeier
Auf dem außerordentlichen DSB-Kongreß am 7. November 2015 in Leipzig wurde Dir und Raymund Stolze zu gleichen Teilen der Deutsche Schachpreis für die Verdienste bei der schachlichen Öffentlichkeitsarbeit mit der beliebten Website Schach-Ticker verliehen. Raymund Stolze bekam den Preis vor einigen Wochen zu Beginn des German Masters der Frauen überreicht. Nun hast Du Deinen Teil des Preises aus den Händen von DSB-Präsident Herbert Bastian und DSB-Vizepräsident Ralf Chadt-Rausch erhalten. Wie fühlt sich das an?
Ich habe mich sehr gefreut und ich bin stolz auf das was ich bisher erreicht habe. Erfolg muss nicht immer mit Geld verbunden sein. Ein Dank an alle, die mich gewählt haben.
Du betreibst den Schach-Ticker seit Dezember 2000. Wie entstand die Idee dazu und was war das Ziel?
Das Internet hatte mich fasziniert. Ich wollte selber eine Schach-Nachrichtenseite erstellen, hatte aber von Webseitengestaltung keine Ahnung. Ein Mann der ersten Stunde war auch Norbert Lukas, damals Spielleiter des SV Gelsenkirchen-Buer. Er brachte mir den Seitenaufbau bei und alles Weitere was ich beachten muss. Mein Ziel damals war, zunächst immer besser werden und meine Kenntnisse ausbauen. Die ersten Seiten waren grausam (aus heutiger Sicht). Mein Ziel war, mich mit anderen Schach-Portalen zu messen und versuchen es besser zu machen. Ob es mir gelungen ist müssen andere beurteilen.
Nachdem Raymund Stolze als DSB-Öffentlichkeitsreferent im Januar 2012 aufhörte, begann er Dich bei der Schachberichterstattung zu unterstützen. Der Schach-Ticker trat wahrscheinlich in seine beste Phase. Im Dezember 2012 verzeichnete die Website z.B. 850.000 Seitenzugriffe, was einen Rekord darstellte. Die Leser des Portals Sport-Insider wählten den Schach-Ticker zur besten deutschen Schach-Website 2012. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Raymund und wie veränderte sich Dein Tagesablauf durch Raymund’s Einstieg?
Raymund Stolze hatte mich angerufen und bot sich an für den Schach-Ticker zu schreiben, was ich natürlich dankend annahm. Von da ab hatte ich mehr Arbeit, zumal Raymund Stolze seine Beiträge nicht selber einstellte, sondern mir per Mail seine Texte zukommen ließ.
In diesem Jahr trennten sich die Wege von Dir und Raymund. Er kündigte erst an, sich langsam aus dem Schachalltag zurückzuziehen, schrieb aber weiter für den Schach-Ticker. Im Juli kam die endgültige Trennung, auch wegen einiger negativer Äußerungen in der Öffentlichkeit. Wie siehst Du die knapp vierjährige Zusammenarbeit mit Raymund?
Raymund Stolze schrieb inhaltlich gute Beiträge. Eine Zusammenarbeit mit Raymund war jedoch anstrengend. Er war in seiner beruflichen Laufbahn leitender Angestellter eines großen Sportverlages in der ehemaligen DDR. Das prägt. In einem Team von Ehrenamtlichen muss man jedoch den Vorgesetzten ablegen.
Wer gehört jetzt zu Deinem Autorenteam? Und pflegen die Autoren ihre Beiträge selbst in Dein WordPress-System ein?
Besonders hervorheben möchte ich Thomas Richter und Bruno Müller-Clostermann. Beide tragen ihre Beiträge selber ein. Thomas Richter schreibt exzellente Beiträger über Turniere mit Weltklasseniveau und Bruno Müller-Clostermann kümmert sich um die Senioren und diverse andere Ereignisse. Des Weiteren schreiben viele ehrenamtliche Redakteure sporadisch über diverse Themen und Schachereignisse.
Du hast neben dem Schach-Ticker unzählige andere Webseiten gestaltet. Bei mehreren Trägern bist Du auch noch selbst dafür verantwortlich, wie beim Evangelischen Kinderheim in Herne, bei dem du auch heute noch beschäftigt bist. Wie und wann hast Du Dir dieses ganze Wissen angeeignet?
Wenn man täglich damit zu tun hat und das Interesse da ist, kommt das Wissen automatisch. Man muss Neuem gegenüber aufgeschlossen sein und vieles ausprobieren. Dem Ev. Kinderheim Herne und seinem Geschäftsführer Volker Rhein habe ich viel zu verdanken. Volker Rhein hat mir den Rücken frei gehalten, so dass ich den Schach-Ticker ganztägig pflegen konnte. Er ist also auch ein Teil des Erfolgs.
Trotz dieser zahlreichen Webprojekte hast Du mich erst kürzlich daran erinnert, daß Du so gut wie keine Ahnung von HTML und CSS hast. Und ich dachte das Wissen darüber wäre eine Voraussetzung für den Bau von Internetseiten!?
Naja. Etwas Ahnung habe ich schon. Um Webseiten zu gestalten/einzurichten braucht man keine Kenntnisse in PHP und HTML. Die Content-Managementsysteme gestatten jedem Laien, Interesse vorausgesetzt, eine eigene Webseite zu erstellen.
Wenn man durch das Internet surft und nach Deinem Namen sucht, fällt auf, daß Du wohl alle Webprojekte mit dem Blogsystem WordPress aufgesetzt hast. Das Layout erstellst Du dabei nicht selbst, sondern nutzt eine der unzähligen Vorlagen, die es für WordPress gibt. Kenntnisse, was da intern passiert, sind Dir weitgehend fremd. Ich finde das beeindruckend! Das ist ungefähr so wie ein Kfz-Mechaniker, der nur Reifen, Zündkerzen oder Glühlampen wechseln kann. Mehr nicht. Hast oder hattest Du nie Ambitionen etwas mehr in die Materie einzusteigen?
Ich bewundere die, die sich mit HTML und PHP auskennen. Mir liegt das nicht. Ich bin eher ein kreativer Mensch. Bei einem Blick auf den PHP-Text wird mir schon vom Sehen schwindelig. Den Vergleich mit dem Auto finde ich nicht zutreffend. Ich repariere ja nichts. Ich setze nur die Karosserie auf und das Armaturenbrett – also das Design.
Du bist jetzt im Rentenalter. Wie geht es Dir gesundheitlich und wie lange willst Du Dich noch mit der Schachöffentlichkeitsarbeit und dem Installieren von WordPress-Seiten beschäftigen?
Mir geht es mal so mal so. Wie das Wetter. Meine Arbeit möchte ich so lange machen wie es geht. Es ist eminent wichtig im Alter geistige und kreative Arbeit zu verrichten. Arbeit die man gerne macht erhält jung. Jung im Kopf.
Was hast Du eigentlich vor dem Schach-Ticker alles gemacht?
Ich war 15 Jahre in der Immobilienbranche tätig. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros habe ich Grundstücke gekauft und diese von einem Architekten beplanen lassen. Die Grundstücke wurden später mit einer Einfamilienhausplanung verkauft. Auch von diesem Geschäft hatte ich vorher keine Ahnung. Oder besser: Wenig Ahnung.
Vielen Dank für das Gespräch, Franz!
(Das Interview führte Frank Hoppe)
Franz Jittenmeier kurz gefasst:
- 1975 Erster Schachverein SV Constantin Herne
- 1979 Stadtmeister von Herne
- 1981 Bezirksmeister Herne/Castrop-Rauxel
- 2001 Dähne-Pokalsieger Herne/Castrop
- Viele Jahre in der Verbandsliga gespielt
- Beste DWZ: 1936
- 21. Oktober 1999 Domain chess-international.de bei Strato Berlin angemeldet
- Seit 2000 Schach-Ticker
- Seit 2000 auch Organisator des Benefiz-Turniers vom Ev. Kinderheim Herne
- Seit 2000 Mitarbeiter im Ev. Kinderheim Herne
- Seit 2011 Mitglied im Schachverein „Unser Fritz“ Wanne-Eickel 1955 e.V.